Es ranken sich viele Legenden und Theorien um die Entstehung der Maine Coon. Geographisch gesehen stammen sie aus dem Bundesstaat Maine im Nordosten der USA. Man vermutet, dass sie aus Kreuzungen verschiedener Haus- und Rassekatzen hervorgegangen sind, die über die Jahrhunderte während der Besiedelung Amerikas mittels Schiffen immer wieder ihren Weg nach Maine gefunden haben. Dort soll es bedingt durch das raue Klima schon immer größere und widerstandsfähigere Bauernhofkatzen gegeben haben, die sich immer wieder mit eingeführten Tieren gepaart haben. Bereits die Wikinger führten um das Jahr 1000 herum Katzen auf ihren Schiffen nach Amerika ein, die die Vorfahren der heute bekannten Norwegischen Waldkatze sein sollen. Katzen wurden auf den Schiffen als Mäuse- und Rattenjäger mitgeführt. So gelangten auch exotische Exemplare wie die langhaarige Russische Steppenkatze oder Perser- und Angorakatzen nach Amerika, die höchst wahrscheinlich auch ihren Anteil an der Entstehung der Maine Coon haben. Diese immer wieder mitgebrachten Katzen der Siedler vermischten sich mit den einheimischen Haus- und Hofkatzen und durch die natürliche Auslese aufgrund der harten Witterungsbedingungen im nördlichen Maine entstanden vermutlich die Vorfahren unserer heutigen Maine Coons. Im Laufe der Generationen entstand eine wetterfeste Katze mit dichter Unterwolle und leicht öligem, langem Deckhaar, das gut gegen das nasskalte Wetter isolierte. Der buschige Schwanz wärmte den Kopf und die langen Haare unter den Pfötchen wirkten wie Schneeschuhe. Auch das entspannte und ausgeglichene Wesen wird einen nicht unerheblichen Beitrag zur Beliebtheit auf den Höfen in Maine beigetragen haben. Die genaue Abstammung der Maine Coon wird jedoch nie abschließend geklärt werden können, was bereits zur Entstehung mancher Legende beigetragen hat.
Eine davon ist absolut absurd: Sie besagt, dass die Maine Coon ihren Namen daher habe, dass sie aus einer Kreuzung zwischen Waschbär (englisch: racoon) und Hauskatze hervorgegangen sei. Dies ist rein biologisch aber völliger Nonsense, denn selbst wenn es zur Paarung gekommen wäre, könnten diese beiden Spezies keine Nachkommen zeugen.
Eine weitere Legende besagt, dass ein gewisser Captain Coon der Namensgeber der Maine Coon sei. Seine mitgebrachten Schiffskatzen, welche Angora- oder Perserkatzen waren, seien ihm an den Häfen gefolgt und hätten dort reihenweise die Hauskatzen trächtig zurückgelassen. Er war Händler und kam somit an sehr vielen Häfen vorbei. Wenn langhaarige Welpen zur Welt kamen, hätte man gerufen: Oh, wieder eine Coon-Katze! Und die langhaarigen Tiere untereinander gekreuzt, um eine neue Rasse zu erschaffen.
Eine weitere, teilweise sogar geschichtlich belegte Legende ist die des Captain Clough. Er soll nach dem Ende der französischen Revolution versucht haben, Marie Antoinette in seine Heimatstadt Wiscasset (Maine) zu retten. Er nahm einen Teil des Königlichen Haushalts mit an Bord, unter anderem die 6 Katzen der Königin, vermutlich Angora- oder Perserkatzen. Während Marie Antoinette hingerichtet wurde, entkam er mit dem Hab und Gut nach Maine. Hier soll er mit den Katzen der Königin die Rasse Maine Coon gegründet haben.
Die erste schriftlich erwähnte Maine Coon war der Kater Captain Jenks oft he Horse Marines. Seine Besitzerin Mrs Pierce schrieb ein Kapitel über die Maine Coon in dem Buch „The Book of Cats“, das 1903 erschien, und erwähnte ihn darin. Sie berichtete über Katzenausstellungen, die entlang der gesamten Ostküste Amerikas bereits in den 1870er Jahren stattgefunden haben mit detaillierten Angaben von Orten und Katzen, die die Ausstellungen gewannen.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es einen regelrechten Ausstellungsboom. 1906 wurde die Cat Fanciers Association (CFA) gegründet. Damit entstand das erste Katzenzuchtbuch der USA, in welchem 28 Maine Coons geführt wurden. Einige Jahre später wurden die bis dahin populär gewordenen Maine Coon von den Moderassen Perser und Siam verdrängt und es wurde still um die sanften Riesen. Erst in den 1950er Jahren, als in Maine der Central Maine Cat Club gegründet wurde, der es sich zur Aufgabe machte, die Rasse wieder bekannt zu machen, gab es plötzlich wieder einen Anstieg der Ausstellungen mit Maine Coons. Leider löste sich der Club wieder auf, weil er seine selbst gesetzten Ziele nicht erreicht hatte.
1968 gründeten 6 Maine Coon Züchter die Maine Coon Breeders and Fanciers Association (MCBFA). Ziel war die Anerkennung der Maine Coon als eigentständige Rasse. Bis 1973 hatten annähernd alle Zuchtorganisationen die Maine Coon als eigenständige Rasse anerkannt.
Die ersten bis heute bekannten Züchter etablierten sich Anfang der 1970er Jahre: Mary M. Condit (Heidi Ho), Sonya Stanislow (Tati-Tan) und Ethelyn Whittemore (Whittemore). In so gut wie jedem Stammbaum findet man Tiere aus diesen ersten Zuchten. Fünf von ihnen sind sehr häufig vertreten und werden daher Top 5 genannt: Andy Katt of Heidi-Ho, Bridget Katt of Heidi-Ho, Dauphin de France of Tati-Tan, Tatiana of Tati-Tan und Whittemore Smokie Joe.
Aufgrund ihrer extremen Ähnlichkeit wurden die Nachkommen aus der Verpaarung zwischen Heidi-Ho Sonkey Bill und Tanstaafl Polly Adeline als Klone bezeichnet. Sie besaßen ausgezeichnete Show-Qualität und wurden daher immer wieder in der Zucht eingesetzt und trugen daher erheblich zum heutigen Gen-Pool der Maine Coon bei.
Schaut man sich Stammbäume heutiger Maine Coons an, findet man bei ihnen geschätzt ca.
65-70 Prozent Top 5
50-55 Prozent Top 3 (Andy Katt,, Bridget Katt,, Dauphin de France)
35-40 Prozent Top 2 (Andy Katt,, Bridget Katt)
30-35 Prozent Klone.
Bis 1982 war es möglich, so genannte Foundation-Tiere (wild eingefangene Bauernhof-Katzen aus Maine) nach erfolgreicher Zucht registrieren zu lassen. Dadurch gibt es auch durchaus Tiere unter den heute lebenden Maine Coon, die weder die Top 5 noch die Klone in ihren Stammbäumen aufweisen.
Die Maine Coon ist heute eine der beliebtesten Katzenrassen in Europa.